Ich finde es ist eine berechtigte Frage wenn man die Scheidungsquoten anschaut! Und in unserem Bekanntenkreis ist die Trennungsrate auch ziemlich hoch. Ich habe beobachtet dass sich Paare oft dann trennen, wenn die Kinder etwas selbständiger werden, so im Schulalter. Meine Vermutung ist dass man dann wieder mehr Zeit hat sich und seine Partnerschaft zu reflektieren.

Doch ich will nichts schwarzmalen. Wer mich kennt, weißt dass es nicht zu mir passen würde! Mir geht es eher viel mehr darum zu schauen was hilfreich ist, um möglichst lang eine wertvolle Beziehung zu führen. Es ist in meinen Augen so immens wichtig, denn unser Umgang miteinander als Paar, ist die Basis für die Qualität der Beziehung in unserer Familie. 

1. Überprüfe deine Erwartungen an die Paar-Beziehung

Ich glaube als erstes sollten wir uns fragen, was wir für Erwartungen an unsere Beziehung und unseren Partner/in haben. 
In der Verliebtheitsphase können wir ja oft nicht genug voneinander haben. Diese Phase ist wunderschön und gleichzeitig auch sehr anstrengend. Wir schlafen wenig, können uns schlecht konzentrieren. Ja manche können in dieser Zeit sogar fast nichts essen. Würde es immer so weitergehen, würden unsere Kraftreserven schnell aufgebraucht sein…Vielleicht entsteht bei einigen in dieser Zeit die Idee dass man als glückliches Paar immer zusammen etwas unternimmt und so eine Art Symbiose ist. Und wenn es dann aber nicht mehr so ist, es das Anfang vom Ende ist. Das dachte ich zumindest anfangs auch. Das war auch das, was ich in meiner Kindheit vermittelt bekommen habe. Wenn man sich liebt, dann denkt man weniger an sich sondern man teilt alles miteinander. Ich glaube inzwischen dass das eher die Beziehung killt. Es ist wichtig dass es eine Abwechslung zwischen Integrität (Ich) und Kooperation (wir) gibt. Und zwar von beiden Partner. Wenn nur immer einer kooperiert und der andere auf sich schaut, kommt es irgendwann zum Eklat.
Also überlegt was ihr gerne getan habt, bevor ihr eine Familie hattet und wenn es immer noch Begeisterung in euch weckt, macht es.
Auch die Erwartung immer einer Meinung sein zu müssen, finde ich sehr hoch. Man sollte sich über die Werte, die man hat, austauschen und zwar so dass man es nicht bewertet(welche Werte sind gut, welche Werte sind schlecht) sondern überlegen welche sind jedem einzelnen besonders wichtig und wie können wir es im Familienalltag umsetzen, so dass jeder gut damit leben kann.

Ich benutze das Wort “glücklich” so ungern. Ich finde es erzeugt inzwischen schon einen gewissen Druck. Es gibt ganze Bücher darüber wie man glücklich wird. Ich bin ein Freund davon viele unterschiedliche Emotionen zu spüren, so auch in einer Liebesbeziehung. Es gibt angenehme und unangenehme Gefühle und die gehören nun mal alle dazu. Ich denke es gibt keine menschliche Beziehung, in der es nur Friede, Freude, Eierkuchen gibt. Noch weniger in einer Beziehung, wo man den anderen fast täglich sieht. Wenn man Konflikte und unangenehme Gefühle zulässt, ja sogar als hilfreich anerkennt, kann man daran wachsen. Denn sie zeigen uns dass es Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt sind. Es liegt an uns selbst darüber nachzudenken, welche es sind und ob wir selbst etwas dafür tun können es zu ändern oder aber auch unseren Partner bitten uns dabei zu unterstützen.

2. Wer ist der Liebesmanager?

Hilfreich ist auch wenn man es gut miteinander meint. Ich meine damit dass man nicht den Punkt erreicht hat dass man sich gegenseitig verletzt und den anderen beweisen will dass er im Unrecht ist. Sondern im Gegenteil man sich gegenseitig daran erinnert auf sich zu schauen, wie z.B. “Kann es sein dass du zur Zeit etwas gestresst bist? Vielleicht magst du etwas unternehmen was dir gut tut?”
Jesper Juul spricht darüber dass Männer die Rolle des “Liebesmanager” übernehmen sollten. Dafür hätten sie mehr Talent denn Frauen finden es oft zu aufwendig und stecken dann lieber zurück. Wenn sie das ganze dann organisieren und ihre Frau vor vollendeten Sachen stellen, könnte es klappen Zeit zu zweit zu verbringen.
Einige von euch, die kleine Kinder haben werden jetzt vielleicht sagen dass es in der Theorie schön klingt aber nicht wirklich umgesetzt werden kann! Ja und da gebe ich euch recht! Es ist nicht einfach. Viele haben nicht viel Unterstützung und Babys warten nun mal nicht bis man sich fertig unterhalten hat, wenn sie etwas brauchen. Umso wichtiger ist es dass man es gut miteinander meint, durchhält, sich gegenseitig Auszeiten gönnt. Und auch ein Candlelight Dinner im heimischen Wohnzimmer mit Essen vom Lieferservice wenn die Kinder im Bett sind, tut auch mal gut. Klar erst dann wenn man aus der Phase raus ist, wo man nur eins will…Schlafen. Aber diese Zeit kommt wieder. Versprochen.

3. Vergesse nicht: Dein Mann ist NICHT dein Kind!

Viele Frauen, und ich nehme mich da nicht aus, sagen:” Ich habe nicht 2 Kinder sondern 3. Mein Mann ist das 3. Kind.” Ich denke dass sollten wir uns abgewöhnen wenn wir wollen dass sie uns als Liebespartnerinnen sehen und nicht als ” Muttis”. Vielleicht liegt es daran dass wir denken wir müssten unsere Männer erziehen! Man kann nicht jemand ändern wenn man mit seinem Verhalten unzufrieden ist! Man kann nur bei sich anfangen. Was auch immer es für einen bedeutet.

Durch das, was ich als Kind schon erlebt habe, hatte ich noch nie die Erwartung dass man ein Leben lang nur eine glücklich Beziehung hat. Diese Erwartung habe ich immer noch nicht. Umso mehr genieße ich es, dass ich seit bald 17 Jahren glücklich mit meinem Mann zusammen bin. Und gleichzeitig durfte ich auch sehen, dass eine Trennung bei manchen Paaren nicht das Ende ihres Glücks bedeutet sondern der Anfang eines neuen Abschnitt. Wie ich erst vor kurzen gelesen habe, sind nicht mal Schwäne ihrem Partner ein lebenslang treu, obwohl sie doch dafür bekannt sind…😉

Was seht ihr als Herausforderungen im Familienalltag als Liebespaar und wie geht ihr damit um? Habt ihr schon mal über Paar-Beratung nachdedacht? Habt ihr vielleicht eine ganz andere Meinung als ich? Ich würde mich über Feedback freuen!

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