Vor kurzen hat eine gute Freundin von mir entbunden. Sie erzählte mir natürlich von der Geburt und die Zeit danach. Nach einer Zeit des Austauschs, sagte sie mir dann, dass sie das Gefühl hat, dass ihr Mann so ziemlich alleine da steht mit seinen Erlebnissen als frisch gebackener Papa. Das brachte mich zum Nachdenken, denn dieses Gefühl kannte ich!
„Mutter und Kind sind wohlauf!“
Diesen Satz hört man oft nach einer Geburt. Klar, die Frau hat auch fast 10 Monate Schwangerschaft und die Geburt hinter sich und danach geht es weiter. Schmerzen, Gefühlsausbrüche, wieder Schmerzen, Milcheinschuss ob man stillt oder nicht…Kein Wunder also, dass sich alles um die Mutter und ihr Baby dreht, oder?
Na ja, … Ich finde es ist schon richtig, dass die Mutter bemuttert wird. Es schließt aber nicht aus, dass der Vater ebenso Aufmerksamkeit braucht. Auch wenn Väter körperlich nicht das durchmachen was wir Frauen erleben, passiert einiges. Ja, sogar der Hormonhaushalt verändert sich, wie ich vor kurzen gelesen habe. Und trotzdem bekommen sie wenig Raum darüber zu reden, geschweige denn sich mal auszukotzen.
Mein Mann wird Vater
Nach der Geburt meiner ersten Tochter, hatte ich irgendwann, ebenso wie meine Freundin, Mitgefühl mit meinem Mann. Ich kann nicht sagen, dass die Geburt ein Zuckerschlecken war, aber es gab auch keine Komplikationen. Ich habe meine Mandel-OP als schlimmer empfunden. Das verdanke ich wohl den Hormonen. Mein Mann war bei mir, fast die ganze Nacht. „Ist doch klar!“ würden viele sagen. Ich inzwischen nicht. Ich habe oft den Gedanken, dass die Natur ganz viel für die Frau „programmiert“ hat. Wie sonst würden wir das, psychisch und körperlich überstehen. Als meine Mutter ihn fragte wie es war, sagte er nur „Gut, aber ganz schön krass!“ Er meinte es sah nach der Geburt aus wie im Schlachthaus… Davon habe ich gar nichts mitbekommen. Diese Bilder hatte er eine ganze Zeit im Kopf.
Er hat es schnell verarbeitet und hat die Vaterrolle mit Bravur angenommen. Und das machen auch die meisten. Aber er musste sich größtenteils alleine durchboxen mit seiner neuen Rolle und alles was dazu gehört. Es gibt kaum Vorbereitungskurse für Männer. Das wäre aber sinnvoll. Wir Frauen haben ja zumindest das körperlich, dass uns merken lässt, dass sich da etwas verändert. Ich habe einen tollen Kollegen in Köln, der so ein Kurs leitet. Noch besser, wenn ein Mann das macht. Denn er kann es am besten fühlen und vermitteln.
Die „moderne“ Vaterrolle
Man darf nicht vergessen, wie sehr sich die Vaterrolle verändert hat. In den letzten 2 Generationen ist so viel passiert. Gott sei Dank finde ich. Es ist wunderbar, dass die meisten Väter und Kinder eine viel engere Bindung haben dürfen und dass wir Frauen nicht alleinerziehend sind. Dadurch dass es aber oft keine klaren Aufgabengebiete mehr gibt (Mann geht arbeiten, Frau kümmert sich um die Kinder), füllen sich alle für alles verantwortlich. Jeder muss alles machen. Wir sprechen oft darüber, dass es für Mütter heutzutage nicht einfach ist alles unter einem Hut zu bekommen. Job, Familie, soziale Kontakte, Hobby, Sport… Ich höre aber selten, dass sich jemand Gedanken macht wie es für Väter ist.
Brauchen Männer auch den Austausch mit anderen Vätern?
Ich frage mich ernsthaft: Ist es meine „weibliche“ Art und Weise zu denken, die mir das Gefühl gibt, dass Männer mehr Aufmerksamkeit, Austausch und mehr Recht zum Jammern haben sollten? Vielleicht brauchen sie es nicht, weil sie einfach anders ticken wie wir Frauen. Aber das glaube ich nicht. Ich erlebe oft, z.B. wenn ich Vater-PEKiP (Prager-Eltern-Kind-Programm) mache, dass sie ein großes Bedürfnis an Austausch haben. Ein Raum, wo sie auch mal sagen dürfen, dass es als Papa nicht immer einfach ist, was sich verändert, aber auch was es für Freuden bringt. Sie dürfen Gemeinsamkeiten entdecken und spüren, dass es wohl vielen so geht. Das was wir halt Mütter in Babygruppen, mit Freundinnen oder auch im Netz machen. Ich denke die Art und Weise wie Männer sich Austauschen bzw. oft eher informieren ist anders, wie wir Frauen es tun. Sie sind pragmatischer. Klar erstens sind wir anders und die meisten Väter arbeiten nun mal Vollzeit, zumindest nach ein paar Monaten. Da ist es nicht einfach sich zum Kaffee zu verabreden und Vormittagsgruppen zu besuchen. Abgesehen davon sind da ja wenig andere Väter (zumindest jetzt noch).
Cybernetzwerk
Man kann natürlich auch mit Frauen reden und in Elternartikeln sich das rausfiltern, was auch Väter betrifft. Das ist aber nicht dasselbe. Ich habe also überlegt was kann ein moderner Papa tun, der alleine da steht mit seinen Freuden, Sorgen, Ärger, Fragen und Erwartungen. Etwas das auch realistisch ist. Ich habe da an meinen Mann gedacht, wenn er etwas wissen will. Was macht er? Er googelt, sucht im Netz, schaut was andere zu diesem Thema schreiben. Warum also nicht mit Papa-Themen? Tja und da wurde ich dann fündig. Es gibt zwar noch eindeutig weniger Seiten für Väter als für Mütter aber mehr als ich dachte! Sie sind übrigens auch für Mütter interessant, da man sehen kann wie Väter denken und funktionieren. Aber ich finde wir sollten ihnen den Raum lassen und nur stille Beobachterinnen dieser Seiten sein… 😉
Ich bin davon überzeugt, dass sich Männer nicht nur ein Cyber-Papa-Netzwerk schaffen sollen und es wird in Zukunft bestimmt auch leichter werden es zu tun. Im Moment sieht es für die meisten Väter in der Realität noch so aus, dass sie dafür wenig Zeit haben. Darum finde ich den Austausch mit anderen Gleichgesinnten über das Netz eine gute Idee. Ein paar Online-Magazine habe ich mir angeschaut und werde sie unten auflisten, ebenso wie Papa-Blogs. Es gibt natürlich viel mehr und ich freue mich über Vorschläge in euren Kommentaren.
Bei FamilyLab Deutschland gibt es ebenso ein Workshop mit Mathias Voelchert das „Vater sein…“ heißt. Da geht es um Inhalte aber auch viel um den Austausch.
Traut euch, Männer!
Die Rolle der Väter hat sich geändert. Ob es jetzt von der Emanzipation kommt oder davon, dass wir klüger geworden sind und gemerkt haben wie wertvoll es für unsere Kinder ist, eine intensivere Beziehung zu ihren Vätern zu haben. Das ist in diesem Fall ganz egal.
Wenn es tatsächlich so ist, dass ihr Männer durch die wachsende Präsenz im Familienalltag, mehr Bedarf an Austausch habt, dann fordert es ein! Ich bin ein Freund davon sich als Eltern – ob Mann oder Frau – zu reflektieren. Wir können nicht alles von unseren Vorbildern übernehmen, denn wir sind eigene Personen und leben in einer anderen Zeit. Da hilft es, sich gemeinsam Gedanken zu machen wie wir als Eltern sein möchten.
Ich denke ich spreche für viele Frauen, wenn ich sage, dass ihr für uns dadurch nicht weniger männlich wirkt, eher im Gegenteil. Ich bin sicher, dass wenn es denn gesellschaftlich akzeptiert wäre, es öfters am Stammtisch um den täglichen Wahnsinn des Vaterdaseins gehen würde. Im Moment muss ich noch schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, dass ihr bei Bier über Windeln redet, die nicht dicht sind und Hausaufgaben, die immer für Ärger sorgen… Wer weiß, vielleicht ist es irgendwann normal. Ich wünsche es euch!
Hier die Liste
Online Magazine
www.desvatersseite.com
www.vaterfreuden.de
www.netpapa.de
www.vaeter-zeit.de
www.freshdads.com
Blogs
www.vaeter-und.karriere.com
www.papalapapi.de
www.passionpapa.de
www.casualdad.at
www.papazuhause.at
FamilyLab Workshop “Vater sein”
https://familylab.de/…/vater-sein-workshop-mit-mathias-voe…/
Was sagt ihr dazu? Was sind eure Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema? Und an euch Männer: Wie ist es bei euch?