Reflexe im Allgemeinen

Was ein Reflex ist, wissen die meisten. Es sind meist schnelle Reaktionen unseres Körpers, um uns zu schützen. Wenn sich z.B. etwas unserem Auge nähert, schließt es sich. Berühren wir eine heiße Fläche, ziehen wir unsere Hand blitzartig zurück. Klopft der Arzt unterhalb unserer Kniescheibe, schießt unser Unterschenkel vor. Das soll dafür sorgen dass wir nicht sofort auf die Schnauze fliegen, wenn wir stolpern.

Aufgaben der Reflexe

Es gibt viele verschiedene Reflexe, die verschiedene Aufgaben haben. Sie sorgen dafür dass wir nicht immer erst überlegen müssen bevor wir handeln. Gerade in Gefahrensituationen, wo wir sehr schnell handeln müssen oder Sachen, die wir tausende Male am Tag machen, wie z.B. schlucken.

Manche Reflexe sind überlebensnotwendig, andere schützen unsere Organe oder dienen unserem Sozialverhalten.

Und dann gibt es noch automatisierte Bewegungen, die wir erst lernen und dann ein Leben lang reflexartig ausführen, wie z.B. gehen, springen, radfahren…

Und das führt uns zu den frühkindlichen Reflexe(fR)?

Ganz kurz und knapp formuliert sind frühkindliche Reflexe immer gleiche, automatisch ablaufende Bewegungen, die vom Hirnstamm ausgelöst werden. Sie treten während der Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr auf und sollten bis ca. zum 4. Lj gehemmt sein. Das heißt dass die Bewegung dann willkürlich und frei gemacht wird. Bekannte fR sind z.B. der Greifreflex, wenn man dem Baby in die Handfläche berührt oder der Moro-Reflex. Letzteres wird vom Kinderarzt oft überprüft, in dem er das Baby plötzlich ein wenig nach hinten “fallen” lässt. Die babys reißen die Arme auf und fangen oft an zu weinen.

Aufgaben der frühkindlichen Reflexe

Die fR sind verantwortlich für die Reifung des Babys während der Schwangerschaft und für einen normalen Geburtsvorgang. Nach der Geburt sorgen sie für die Weiterentwicklung.

Das “hilflose” Baby lernt sich trotz Schwerkraft aufrecht zu bewegen, zu reden, selbstständig zu denken. 

Genauer gesagt sorgen fR dafür dass sich erste Verbindungen im Gehirn bilden und sich das Nervensystem entwickelt. Durch die wiederholten Bewegungsabläufe der Reflexe entwickeln sich kleine Trampelpfade, die zu immer breiteren Wege werden bis dann eine Straße ensteht, wo sich dann wunderbar Information transportieren lassen. Die Reflexe bilden die Basis für die neuronale Entwicklung. Sie sind also das Fundament auf dem alles aufbaut. Du merkst wie wichtig dieses Thema ist.

Die Natur hat vorgesorgt

Ich finde es so faszinierend, was die Natur uns für ein komplexes und ausgeklügeltes Programm mitgegeben hat. Viele Eltern in meine PEKiP® Gruppen fragen mich was sie tun können oder welche Übung es gibt, damit ihr Kind lernt zu greifen, krabbeln, sitzen…Meine erste Antwort ist: “viel Liebe, tragen und die Möglichkeit sich selbst auszuprobieren und zu bewegen und keine Übungen”. Die Natur hat vorgearbeitet und deinem Kind gleich mal ein Programm auf die Festplatte gespeichert. Du msst es ihnen also nicht beibringen. Es ist doch wunderbar zu wissen, dass man das nicht auch noch übernehmen muss. Denn es reicht dass ihr ihnen die Ruhe und den Rahmen schafft, damit sie es abspulen können. In unserer gehetzten und vollgepackten Alltag ist das Herausforderung genug.

Im nächsten Beitrag werde ich euch erzählen, wie es passieren kann dass Reflexe “gestört” werden und was das für Konsequenzen haben kann.

Kommentar hinzufügen