Im letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben was frühkindliche Reflexe sind und warum die Natur sich so etwas tolles überlegt hat.

Heute soll es darum gehen, wie es dazu kommen kann dass manche Reflexe sich nicht, wie vorgesehen, hemmen, was das für Auswirkungen hat und was man da tun kann.

Anzeichen für nicht integrierte Reflexe

Es gibt Kinder, und vielleicht gehört dein Kind dazu, die sind ständig in Bewegung und können auch für kurze Zeit kaum still halten oder sie hauen sich ständig irgendwo an und stolpern dauernd, schmeißen Sachen um.  Manche Eltern bekommen vom Kindergarten oder der Schule die Rückmeldung dass ihr Kind Schwierigkeiten hat sich an Regeln zu halten oder eine mangelnde Impulskontrolle hat. Sind diese Kinder wegen ihrem Verhalten verkehrt? Nein! Natürlich nicht. Kann man ihnen und deren Familie etwas gutes tun? Ja, da gibt es einige Möglichkeiten.

Gerade in solchen Fällen ist es sehr sinnvoll sich mit der Thematik der frühkindlichen Reflexe zu beschäftigen. Warum, möchte ich dir jetzt gleich genauer erklären. Aber jetzt erstmal der Reihenfolge nach.

Ursachen, für nicht integrierte Reflexe

Wie kommt es nun dazu dass dieser ausgeklügelte Plan der Natur durcheinander gebracht wird und manche Reflexe nicht gehemmt sind, man sagt auch nicht integriert sind?

Wie im letzten Beitrag schon erwähnt, kommen die Reflexe nach einem bestimmten Ablaufplan, erledigen ihre Arbeit und treten wieder ab. Wenn es jedoch in dieser Zeit, also während der Schwangerschaft, der Geburt und dem ersten Lebensjahr, zu Krankheiten oder einschneidende Erlebnissen kommt, kann die neuronale Entwicklung nicht optimal erfolgen.

Und gerade wenn wir uns die Situation von vielen Familien anschauen, wird einem klar dass es viele gute Gründe gibt, warum es nur logisch ist, dass es immer mehr Kinder gibt, die, die oben genannten Verhaltensmuster zeigen. Ganz wichtig ist mir dass du verstehst dass es hier nicht um Schuld oder Fehler geht. Alle Eltern tun immer und zu jederzeit ihr Bestes und trotzdem kommt es zu Situation, die für die Entwicklung des Kindes nicht förderlich sind, weil wir manche Information nicht haben oder weil wir es aufgrund unserer Situation nicht anders umsetzen können.

Während der Schwangerschaft

Fast jeder weißt dass Alkohol, Drogen und Zigaretten schädlich für die Entwicklung sind. Viele schaffen es den Konsum einzustellen. Manche schaffen es aufgrund ihrer Situation jedoch nicht. 

Auch Krankheiten der Mutter spielen ein Rolle. 

Nicht immer können die Frauen sich während der Schwangerschaft genug oder adäquat bewegen. Vielleicht arbeiten sie viel oder müssen viel alleine machen weil sie wenig Unterstützung haben. Auch Sportarten mit harten Bewegungen, können einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Reflexe haben.

Dann gibt es da noch den psychischen Stress während der Schwangerschaft. Der wahrscheinlich bei den meisten die Hauptursache ist.

Es gibt inzwischen so viele medizinische Untersuchungen. Manche Frauen, geben sie Sicherheit, andere wiederum macht es ziemlich verrückt zu wissen was alles sein könnte. Es ist auch nicht gerade hilfreich dass es immer weniger Hebammen und Entbindungsstationen  gibt, um schwangeren Frauen Sicherheit und dadurch Entspannung zu vermitteln. Von der aktuellen Situation mit Corona, ohne Vorbereitungskurse, und kaum Begleitung vom Partner*in während der Geburt, fange ich erst gar nicht an…

Auch eigene nicht integrierte fR spielen eine Rolle. Viele von uns Eltern haben noch aktive, frühkindliche Reflexe. Es wird vermutet dass es eine Auswirkung der beiden Weltkriege sind. Unser Erbmaterial hat sich so verändert dass wir auf ein “gefahrvolles” Leben vorbereitet sind. Was einfach ausgedrückt heißt, wir sind empfänglicher für Stress(Gefahr) und unser Körper reagiert auch schneller darauf, auch wenn wir Frauen schwanger sind. 

Andere Gründe für Stress ist unser Kleinfamilien-Leben mit kaum Unterstützung und Netzwerk, Unsicherheiten wie, “Wie bekomme ich Karriere und Familie unter einem Hut?”, finanzielle Sorgen und der ständige Druck alles perfekt machen zu müssen. Und dir fallen bestimmt noch mehr Gründe für Stress ein.

Während der Geburt

Auch der Verlauf der Geburt spielt eine große Rolle. Wenn das Kind falsch liegt bzw. es zu Abläufen kommt die z.B. eine Saugglocke benötigen, ist es ein Hinweis dass sich während der Schwangerschaft einige Reflexe nicht “nach Plan” entwickelt haben. 

Und dann gibt es da noch den Kaiserschnitt. Er ist in einigen Fällen unumgänglich, um das Leben von Mutter und/oder Kind zu retten. Inzwischen wird es jedoch an vielen Kliniken und Krankenhäuser viel öfters gemacht als notwendig, aus verschiedensten Gründen, wo leider nicht unbedingt das Wohl von Mutter und Kind an erster Stelle stehen.

Was spielt der Kaiserschnitt bei der Entwicklung von den frühkindlichen Reflexe für eine Rolle? Bei einem “normalen” Ablauf der Geburt, werden gewisse fR durchlebt um durch den engen Geburtskanal zu kommen (z.B. den asymetrischen-tonischen-Nackenreflex, der spinale Galant und der tonische Labyrinthreflex). Können diese nicht durchlebt werden, sind Auswirkungen auf die Reflexabläufe vorprogramiert.

Für mich heißt es dass Kaiserschnitte wirklich nur dann gemacht werden sollten, wenn es keine andere Möglichkeiten gibt, also aus extremen körperlichen oder psychischen Gründen.

Beruhigend ist es zu wissen dass in den ersten 12 bis 24 Lebensmonaten das Reflexprogramm  unter “normalen” Umstände erneut abläuft, um ein starkes Gerüst für die weitere Entwicklung hin zum freien Stand und Gang zu ermöglichen.

Die Zeit nach der Geburt 

Wichtig damit sich das Kind und somit auch die fR gut weiterentwickeln ist, dass eine gute Bindung entsteht. Nach dem Prinzip: Das Baby entwickelt sich erst in der Mutter, dann auf der Mutter und später Schritt für Schritt immer weiter von der Mutter entfernt. Nochmal, das hier ist der non-plus-ultra Weg. Natürlich bringt das Leben auch Umstände mit, die dies nicht möglich machen. Ich möchte hier aber den ideale Weg beschreiben, damit du besser verstehst, warum Kinder so reagieren wie sie reagieren. Und lest ruhig weiter es kommt noch ein Teil der positiver ist 😉

Also zurück zum Thema. Was sollte passieren bzw. was ist ungünstig nach der Geburt.

Optimal ist es wenn das Kind, nach dem es aus dem Bauch der Mutter rausgekommen ist, wieder so schnell es geht zur Mutter, genauer gesagt auf der Mutter zurückgeht. Beim sogenannten Bonding wird das Kind auf den nackten Oberkörper der Mutter gelegt. Das Baby “krabbelt” selbstständig zur Brust und macht dort seine ersten Saugversuche. Dieser Vorgang ist in dieser Form leider nicht immer möglich, sollte jedoch beabsichtigt werden.

Unsere Babys kommen körperlich unfertig auf die Welt, da wir durch unseren aufrechten Gang, also unsere schmalere Hüfte und den “großen” Schädel unserer Kinder früher entbinden müssen. Das hat zur Folge, dass es wahnsinnig wichtig ist, dass sie vor allem in den ersten Wochen, aber auch später immer wieder, sehr viel Nähe bekommen, z.B. in gute Tragehilfen oder gut gebundene Tragetücher. So können sie sich optimal entwickeln. 

Auch das schnelle Trösten ist wichtig für eine gute Bindung. Gerade Theorien, wie das Kind muss lernen sich alleine zu beruhigen oder sogenannte Schlaftrainings sind da purer Gift. Man kann das Baby nicht mit Nähe und Liebe verwöhnen. Das ist absolut unmöglich.

Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass Babys sich bewegen können und ihren Körper und ihre Motorik ausprobieren können. Leider wird es oft falsch verstanden und Kinder werden in bunten lauten Geräten “abgestellt” und zwar immer mit bester Absicht. Es sieht dann auch sogar aus als wäre es auch gut für die Kinder, weil sie entweder lauthals glucksen oder ganz ruhig da liegen und die Eltern können mal kurz durchatmen. Was ich sehr gut verstehen kann. Und unter uns gesagt, auch ich bin in dieser Falle reingetappt. Das Problem ist jedoch dass die Kinder oft völlig überreizt sind oder manche Geräte es nicht zulassen dass sie sich adäquat ihrem Entwicklungsstand bewegen. Es ist wichtig dass das Baby in Rückenlage sowie auch in Bauchlage(im wachen Zustand) liegt. Damit es die fR durchleben kann, braucht es Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit die Reihenfolge der Bewegungen selbst zu bestimmen. Gut gemeinte Förderung ist da meistens eher schädlich. Gerade wenn wenig Information über die Meilensteine der Entwicklung bekannt ist, konzentrieren und warten Eltern ungeduldig auf die großen Schritte, wie Drehen auf Bauch und Rücken, robben, sitzen, krabbeln, stehen und gehen. Jedoch werden diese ganzen wichtigen, kleinen Zwischenschritte übersehen oder auch die Möglichkeit genommen es zu machen, weil vorher eingeschritten wird. Dann wird das Kind hingesetzt oder hingestellt.  Und oft nur weil Eltern nicht darüber informiert sind, was es für Folgen hat, bzw. sogar von manchen Ärzten fehlinformiert. Verlassen wir uns da mehr auf das grandiose Programm der Natur! Tatsächlich würde es dann viel seltener vorkommen dass ein Kind wirklich von außen Unterstützung braucht.

Im Kindergartenalter

Durch die nicht integrierten Reflexe, machen die Kinder dann schon im Kindergartenalter unschöne Erfahrungen, die sich dann natürlich auf ihr Verhalten auswirken. Manche verhalten sich “tollpatschig”, tun sich oft weh oder zeigen impulsives und eher grobes Verhalten. Wenn sie dann auch noch mit gut gemeinter, gleichzeitig “übertriebener” Fürsorge behandelt werden, ist es nicht gerade hilfreich. Z.B. Gefahrenvermeidung. Oder die Kinder nicht “wild” sein dürfen, nie barfuß laufen, in der freien Natur spielen, ohne die ständige Einmischung von Erwachsenen, rumhüpfen und laut sein dürfen. Über- oder Unterforderung, Überreizung (zu viel Medien, “Wissensbulimie” schon im Kindergartenalter) ohne den richtigen Ausgleich durch Bewegung und mal kein Programm durch Eltern oder Kindergarten. Andere Faktoren können Ernährung sein, die zu einseitig, unpassend oder durch Schadstoffe verändert.

Sind wir jetzt alle verloren?

Also wie ihr seht, es gibt so viele Gründe warum frühkindliche Reflexe aktiv bleiben bzw. warum unsere Kinder eine herausforderndes Verhalten zeigen. Und jetzt? Sind wir und unsere Kinder verloren? Definitiv Nicht! Dazu gleich mehr. Vieles wird auch ausgeglichen. Es bedeutet jedoch auch Stress für den Körper. 

Warum liste ich dir dann all diese Sachen auf. Bestimmt nicht um dich zu frustrieren sondern eher um dir die Ursache dafür zu zeigen und somit im Anschluss eine neue Perspektive auf dein Kind zu geben und vor allem um dir zu erklären dass Reflexintegration eine tolle Chance ist, um euer Familienleben leichter und somit schöner zu machen. 

Denn auch wenn all die Diagnosen, die gestellt werden , wie z.B. AD(H)S, soziale Verhaltensstörung, auditive Wahrnehmungsstörung, zerebrale Bewegungsstörung, Sprachentwicklungsverzögerung, Hochsensitivität, Autismus-Spektrum-Störung,…, irgendwie richtig sein mögen, sie erklären nicht wirklich warum sie auftreten und was man gegen sie bzw. für das Kind unternehmen kann.

Stell dir eine Waage vor, die die Ausgeglichenheit deines Kindes darstellt. Bei sehr vielen Kinder ist die Schale mit belastenden Dinge sehr voll und die Schale mit den entlassenden Sachen leider nicht.

Das Ungleichgewicht vieler Kinder

Und Egal wie die Situation bei dir und deinem Kind gerade ist, es gibt wunderbare Möglichkeiten, die Waage auszugleichen und dafür muss ja nicht alles belastende verschwinden. Durch die gut gefüllte “entlastende Schale”, kann es gut ertragen werden, im wahrsten Sinne des Wortes. 

Warum ich Reflextherapie nach KinFlex® anbiete

Familienberatung kann ein Teil davon sein um an das System der Familie zu arbeiten und für gutes Umfeld zu sorgen. Und auch wenn ich durch meine Arbeit als Familienberaterin schon tolle Veränderungen miterleben durfte, bei manchen Themen hatte ich das Bedürfnis nach mehr Leichtigkeit, bei dem Prozess die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Das Thema Reflexintegration bzw. Reflextherapie kam Schritt für Schritt in meinem Leben und ich habe es mit offenen Armen empfangen.  

Und was soll ich sagen…Es ist so eine wunderbare Möglichkeit, die Schale der belastenden Dinge auf eine leichte und liebevolle Art zu leeren. Es fügt sich wunderbar in meine Arbeit ein.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich dir von KinFlex® erzählen. Eine Reflextherapie, die ich seit März anbiete. Ich hoffe, damit kann ich dir Hoffnung machen und zeigen dass egal wie schwer oder ungünstig ein Start ins Leben gewesen ist, oder auch noch ist, es gibt Möglichkeiten es zu verändern.

Hast du schon vorher von Reflexintegration bzw. Reflextherapie gehört? Findest du das Thema spannend und kannst du dir vorstellen es für dich oder dein in Erwägung zu ziehen?

Schreibe mir gerne in den Kommentaren.

Quelle: “Wieder im Gleichgewicht – Der bedeutende Einfluss frühkindlicher Reflexe auf das Gehirn unserer Kinder” , Christine Sieber, Dr. Carsten Queißer, Kösel Verlag

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